7.5.3 Zusammenfassung

Im Zuge der Erstellung einer systematischen, flächendeckenden Erhebungsgrundlage für das Landschaftsbild werden im ersten Schritt die visuell wahrnehmbaren Struktur- und Nutzungsmerkmale der Landschaft typisiert und der Vielfaltsaspekt als wichtiges Kriterium für das Landschaftserleben bewertet. Mit Hilfe der Raumtypen wird das Gebiet des Regierungsbezirks in großräumige Einheiten mit einer unterschiedlich bewerteten Strukturvielfalt gegliedert.
Die Bestandskarte gibt eine Übersicht über die Häufigkeit und Verteilung der Raumtypen. Die Räume, die sich durch eine besondere Vielfalt auszeichnen und die zumeist ackerbaulich geprägten Räume mit einer geringeren Strukturvielfalt treten deutlich hervor. Unter Zugrundelegung der naturräumlichen Gliederung lassen sich in den verschiedenen Haupteinheiten bestimmte Tendenzen erkennen.
Strukturarme oder gering strukturierte Feldfluren konzentrieren sich v.a. in den Naturräumen:

  • Westhessische Senke
  • Waldecker Tafel (um Korbach, Adorf)
  • Ostwaldecker Randsenken (um Wolfhagen)
  • Nördlicher Bereich des Burgwaldes (östlich von Frankenberg, Buntstruth)
  • Fuldaer Senke (um Fulda)
  • Nördlicher Bereich der Vorder- und Kuppenrhön (um Eiterfeld und Schenklengsfeld).

Vielfältig strukturierte Gebiete finden sich v.a. in den Naturräumen:

  • Reinhardswald
  • Oberwälder Land (Diemeltal)
  • Habichtswälder Bergland
  • Fulda-Werra-Bergland / Unteres Werraland
  • Hochsauerland (Upland)
  • Ostsauerländer Gebirgsrand
  • Östlicher Rand der Waldecker Tafel (Twiste-Bergland)
  • Kellerwald
  • Knüll-Hochland
  • Unterer Vogelsberg
  • Vorder- und Kuppenrhön
  • Hohe Rhön.

In diesen Räumen haben sich z.T. überregional bekannte Erholungs- und Fremdenverkehrsgebiete entwickelt. Die räumliche Übereinstimmung unterstützt die Feststellung, daß landschaftliche Vielfalt ein wichtiger Faktor für die Erholungseignung ist (vgl. AMMER, PRÖBSTL 1991).

Vor dem Hintergrund zunehmender Eingriffsintensität bzw. Freiraumbeanspruchung sowie der Gefahr einer strukturellen Verarmung durch veränderte Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft ist mit der Darstellung des Aspektes Vielfalt im LRP eine erste Grundlage geschaffen, um "bäuerlich geprägte Mittelgebirgsgegenden mit kleinräumiger Nutzung und Vielfalt in Topographie und Vegetation", die zu den als schön empfundenen Landschaftstypen zählen, zu erfassen und zu erhalten (FISCHER-HÜFTLE 1997, S. 244).
Die Gebiete mit einem Reichtum an erlebniswirksamen Landschaftsstrukturen gehören zu den landschaftsästhetisch wertvollen Räumen. Einem Verlust der landschaftlichen Vielfalt durch landschaftsuntypische Nutzungen ist entgegenzuwirken (LOUIS 1994, S. 190). In strukturreichen und außerdem wenig beeinträchtigten Räumen ist hinsichtlich zukünftiger Eingriffserwägungen oder Veränderungen das Landschaftsbild/ Landschaftserleben als wichtiger Belang besonders zu berücksichtigen.
Auch die offenen ackerbaulich geprägten Senkenlagen oder Hochplateaulagen sind aufgrund ihrer weiten Einsehbarkeit und der Betonung markanter Einzelstrukturen visuell empfindlich. Hier sind andere Landschaftsqualitäten als die Vielfalt von Bedeutung, z.B. weiträumige Sichtbeziehungen, geomorphologische oder landschaftskulturelle Besonderheiten oder der Reichtumg an siedlungs- und bodengeschichtlichen Zeugnissen, die einzigartig und charakteristisch für den Landschaftsraum sind und in einen Abwägungsprozeß einzustellen und zu gewichten sind.

Aufgrund der weiträumigen Sichtbeziehungen ist im Regionalplanentwurf (REGIERUNGSPRÄSIDIUM KASSEL 2000) der Kulturraum westhessische Senke im Bereich um Fritzlar, Borken, Wabern, Felsberg, Edermünde und Niedenstein bis Homberg (Efze) unter der Kategorie "Schutzwürdiger Kulturlandschafts- und Denkmallandschaftsraum" aufgenommen worden. Als Begründung hierfür wird angeführt: "Durch Vorhaben zum Abbau oberflächennaher Lagerstätten, großflächige Ausweisung neuer Baugebiete und Gewerbeansiedlungen ist er in seinem historisch geprägten Landschaftsbild besonders bedroht" (REGIERUNGSPRÄSIDIUM KASSEL 2000, S. 110f).
Bezüglich der erforderlichen Informations- und Datengrundlagen für weitere Ausweisungen sind im Regierungsbezirk Kassel große Defizite festzustellen. Ihre unverzügliche flächendeckende Aufarbeitung wird dringend empfohlen, um Entscheidungen mit nachteiligen irreversiblen Folgen für die Landschaftsräume und ihre Bewohner zu vermeiden.

   

eine Seite zurück   Seitenanfang   nächste Seite

   Startseite